Vor seinen Konzerten in Berlin (31.10.13, Maschinenhaus in der Kulturbrauereri) und Hamburg (2.11.13, Indra) nahm sich der Berliner Ben Ivory Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. In einem offenen Gespräch verriet er uns, dass er bereits an einer zweiten Platte arbeitet und warum ihm Engagement gegen Diskriminierung wichtig ist.
Branzfinder: Wie würdest Du deine Musik beschreiben und woher kommt die Liebe bzw. der Hang zu den 80er Jahren?
Ben Ivory: Ich würde die Musik schon als Elektropop, Wave und Popmusik beschreiben. Bei meinem Label (Warner Music) hab ich auch als Popkünstler unterzeichnet. Aber im Vorfeld habe ich mit DJ’s viel in Clubs gespielt. Mit meiner Band Splinter X habe ich eher düstere Rockmusik gemacht. Mein jetziges Album reflektiert einfach das, was mich in den vergangenen Jahren geprägt hat. Das mit den 80er Jahren wird in letzter Zeit vor Allem in den Medien thematisiert. Das kommt aber daher, dass mich die 80er sehr geprägt haben. Ich selbst bin 1982 geboren worden und habe somit viel von Depeche Mode oder Kraftwerk mitbekommen. Das war noch eine ganz andere Entertainerriege als es sie heute gibt. Mein Anliegen ist es, so etwas heute auch für den deutschen Markt anzubieten.
Warum hast Du dein Album “Neon Cathedral” genannt und was bedeutet dies für dich persönlich?
Neon Cathedral ist eine Anspielung auf meinen Lieblingsclub in Berlin. Das Berghain. Ich habe meine halbe Jugend dort verbracht. Das Konzept ist ja, dass man sein alltägliches Leben an der Garderobe abgibt und sich auch für andere Denkansätze öffnet. Im Berghain ist man mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Dort kann man auch mal anders sein. Meine erste Single “The Righteous Ones” handelt ja auch davon. Neon Cathedral ist für mich das Dach unter dem ich das alles ausleben kann, wie ich es mir vorstelle. Künstler wie David Bowie oder Michael Jackson haben mich da sehr inspiriert. Auch Lady Gaga, die ja auch abseits der Musik ein Gesamtkonzept hat.
Du engagierst dich viel gegen Diskriminierungen. Vor Allem in der Homosexuellen Szene. Woher kommt der Wille sich regelmäßig gegen Diskriminierungen einzusetzen?
Ich bin davon überzeugt, dass das Potenzial der Menschen in ihrer Vielfalt liegt. Die Natur zeigt uns doch, dass jedes Lebewesen, jeder Organismus einzigartig ist.
Es ist einfach schlimm, wenn Dir die Leute etwas nicht zutrauen, weil sie dich anhand von Äußerlichkeiten beurteilen oder auf diese reduzieren.
Welcher Song ist dein persönlicher Lieblingssong auf “Neon Cathedral”?
Ich finde das immer schwierig einen Song herauszupicken. Das Album ist sehr vielseitig. Es hat tanzbare Nummern, aber auch Radiohits, die ein Majorlabel eben erwartet. Auf dem Album gibt es aber auch düstere Lieder, die am Ende vielleicht eher meinem Naturell entsprechen. Letzten Endes sind alle Lieder in bestimmten Lebensphasen entstanden, sodass sie mir alle gleich wichtig sind. Sie alle spiegeln meinen Facettenreichtum wider.
Du stammst aus einer sehr musikalischen Familie, aber du kannst keine Noten lesen. Hast Du keine Lust gehabt sie zu lernen oder machst Du deine Musik eher intuitiv?
Also meine Familie ist tatsächlich sehr musikalisch. Mein Vater ist klassischer Konzertgitarrist, meine Großmutter war Pianistin. Sie wollten mir natürlich schon früh Noten beibringen, aber das hat mich als kleines Kind überfordert. Ich wollte mich auch selber definieren. Deshalb bin ich auch dankbar dafür, dass ich in der Vergangenheit vieles nachholen durfte. Angefangen hat das alles mit den ersten Gesangsstunden, die ich vor einem Jahr genommen habe. Ich habe viel Theorie gelernt. Auch die ganze Technik. Am Ende habe ich das Album koproduziert. Es war mir ein Anliegen, dass ich mir die Dinge auch selber erarbeite. Ich habe vieles alleine gemacht: Die Fotos und die Grafiken.
Wohin hätte Dich dein Weg geführt, wenn Du nicht Musiker geworden wärest? Wäre ein Kinofilm etwas für Dich?
Es gibt vieles, das mich abseits der Musik interessiert. Neben Mode und Fotografie würde ich auch gerne mal ein Buch schreiben. Auch das Schauspiel würde ich gerne etwas vertiefen. Bei einem Kinofilm kommt es in erster Linie auf das Drehbuch und den Regisseur an. Aber im Vordergrund steht erstmal die Idee zum Film. Sollte mal das Leben des Michael Jackson verfilmt werden, dann würde ich mir die Rolle zutrauen. Ich habe sein Leben wirklich ausführlich studiert. Ich habe ihn zu der Zeit von “Bad” entdeckt. Ich bin in der DDR großgeworden. Da war es natürlich schwer an amerikanische Musik heranzukommen. Ich habe seinen Werdegang stark verfolgt und nahezu jeden Zeitungsschnipsel von ihm aufgehoben. Er verkörpert für mich ein wenig dieses Genie und Wahnsinnprinzip. Diese Rolle zu spielen wäre eine große Herausforderung für mich.
Du hast 70 Songs für “Neon Cathedral” geschrieben. Am Ende haben es 13 auf die Platte geschafft. Wann dürfen wir denn mit einer weiteren Soloplatte von Ben Ivory rechnen?
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich bereits mit dem zweiten Album angefangen habe. Das neue Album wird aber keineswegs aus den übrig gebliebenen Liedern entstehen. Die Musik ändert sich ja immer. Deshalb wird auch der Weg zur zweiten Platte ein Anderer sein als der zur ersten. Was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass es deutlich düsterer sein wird. Ich habe mir bewiesen, dass ich ein gute Popsongwriter bin, aber mein Herz schlägt für den Club und den Underground. Die nächste CD wird eher in diese Richtung gehen.
Dieses Düstere spielt eine große Rolle bei dir. Warum?
Meine Familie ist sehr melancholisch geprägt. Besonders der Bruder von meiner Mutter also mein Onkel hat mich dahingehend sehr beeinflusst. Er war Maler und Bühnenbildner. Er hat mir wirklich viel gezeigt und mich in gewisser Art und Weise hungrig gemacht, mich selber auszuleben. Er hat mir gezeigt, dass Kreativität manchmal bedeutet, dass man sich verschwendet. Kreativität hat seine Vorteile, aber das Dunkle darunter bietet eine Menge Zündstoff.
In den nächsten Wochen spielst du zwei Konzerte. Eines in Berlin und eines in Hamburg. Sind für das kommende Jahr noch mehr Konzerte geplant?
Ja. Im Frühjahr wollen wir eine zusammenhängende Tour spielen, die etwas ausführlicher ist. Die zwei anstehenden Konzerte waren recht spontan geplant, aber ich freue mich über jede Person, die kommt.
Dann wünschen wir Dir viel Spaß bei den Konzerten und bedanken uns für das Interview.
Sehr gerne.
Karten zu den beiden Konzerten gibt es hier.