Bereits 2012 haben wir die Band Jennifer Rostock zu einem Interview getroffen. Seitdem haben sich Jennifer Rostock wieder ein Stück weiterentwickelt. Was Jennifer, Joe und Chrisoph über ihr aktuelles Album und die Olympischen Spiele in Sotschi denken, lest ihr hier.
Ihr habt vor kurzem euer viertes Album veröffentlicht. Dies ist auf Anhieb auf Platz 2 der Deutschen Charts eingestiegen. Damit auch der höchste Platz den ein Album erreicht hat. Ist Schlaflos eurer Meinung nach auch das beste Album von euch?
Jennifer: Also wenn eine Band das nicht von ihrem letzten Werk denken würde, dann wäre das sicherlich falsch, oder?
Joe: Wir glauben schon, dass es unser bestes Album ist. Wie du schon sagtest: Es ist ja auch auf Platz 2 der Charts eingestiegen.
Für die Albumaufnahmen seid ihr wieder nach Amerika geflogen. Wie habt ihr die Zeit dieses mal dort erlebt? Was war besonders?
Joe: Wir haben einen Bären gesehen. Der ist plötzlich hinter dem Studio aufgetaucht.
Jennifer: Die Aufnahmen an sich waren auf alle Fälle intensiver als beim letzten Mal. Dieses Mal hatten wir nur vier Wochen. Dadurch wurden die Aufnahmen auch kompakter.
Christoph: Vor allem hatten wir dieses Mal mehr Struktur. Wir haben die Dinge einzeln nacheinander aufgenommen und nicht alles durcheinander.
Ihr habt euren Fans die Wartezeit auf das neue Album mit einem Studiotagebuch verkürzt. Wie wichtig ist euch die Nähe zu den Fans?
Jennifer: Wir machen ja alles selber. Wir schreiben die Newsletter selber, betreuen Facebook und Instagram selbst.
Joe: Die Nähe ist uns schon sehr wichtig. Gerade heutzutage ist das sehr bequem für Künstler. Man braucht die Medien im Prinzip gar nicht mehr so um mit den Fans zu kommunizieren. Über Facebook und Twitter können wir eben direkt Kontakt aufnehmen.
Jennifer: Außerdem waren wir ja quasi eine klassische MySpace-Band. Wir haben schon früher alles selber gemacht und die Leute so direkt erreicht. Wir haben unseren Fans einfach viel zu verdanken. Und wenn wir uns überlegen was wir als Fan haben wollen würden, dann kommen wir halt zu den Dingen, die letzten Endes stattfinden dann auf Facebook.
Christoph: Gerade beim Studiotagebuch war es uns wichtig zu zeigen, dass Musiker sein nicht bedeutet, dass man sich hinsetzt und schon ist das Album fertig. Das ist ein Prozess, der arbeitsintensiv ist und sich über Monate hinzieht.
Es war lange Zeit so, dass ihr von den Radiostationen nahezu ignoriert worden seid. Sie haben euch nicht gespielt. Seit Schlaflos hört man hier in NRW zumindest teilweise wieder Jennifer Rostock. Was bedeutet das für euch? Auch angesichts eurer Textzeile „Wir brauchen einen Sound, der im Radio funktioniert“.
Christoph: Ich glaube, das muss einem nichts mehr bedeuten. Denn Radio ist nicht mehr das Medium, was es einmal war. Früher war das wichtig um wahrgenommen zu werden. Aber heutzutage suchen sich die Leute sowieso das raus, was sie selber hören möchten.
Joe: Zumindest unsere Zielgruppe.
Jennifer: Und die Radiohörer sind ja auch nicht die Leute, die unbedingt zu unseren Konzerten kommen. Wir sind eine Liveband und deshalb ist das für uns auch nicht so wichtig. Auch gerade Charts sind davon abhängig wer was zu welcher Zeit herausbringt. Für uns ist es wichtiger, dass die Leute zu unseren Konzerten kommen und das funktioniert bislang sehr gut.
Du hast es selber gesagt: Ihr seid eine Liveband. Angesichts eures Albumtitels. Was macht euch schlaflos während einer Tour oder kann man gerade nach Konzerten besonders gut schlafen?
Joe: Nach einem Konzert brauchen wir auf jeden Fall ein paar Stunden um runterzukommen.
Jennifer: Vor vier fünf Uhr ist keiner im Bett von uns.
Christoph: Aber auch den freien Tagen haben wir solange gebraucht um runterzukommen. Das bürgert sich auf Tour irgendwie so ein.
Jennifer: Wir haben ein Problem auf dieser Tour und das sind die kurzen Strecken zwischen den Städten. Wenn der Bus fährt können wir sehr gut schlafen. Das hat dann was von Roadmoviefeeling, aber wenn der Bus steht ist es einfach nur ein normales Bett.
Christoph hat vor kurzem in einem Interview erzählt, dass er sich auf die Tour besonders freuen würde. Jetzt habt ihr schon ein paar Konzerte gespielt. Wie erlebt ihr die Tour?
Christoph: Ganz einfach deshalb, weil es mehr Spaß macht jetzt endlich wieder neue Songs zu spielen.Auf Schlaflos sind eben auch viele Songs drauf, die auf live konzipiert wurden und die dann am lebenden Objekt auszutesten macht schon Spaß.
Jennifer: Seit drei Jahren sind wir ja mit den gleichen Songs unterwegs. Mit der Live DVD haben wir ja ein paar Songs schon umgewandelt, aber eine komplett neue Platte ist immer noch was anderes. Die CD an sich war ja schon im Mai fertig und ist dann erst im Januar erschienen.
Wie nehmen die Fans den teilweise doch etwas anderen Sound zum Beispiel bei „Ein Schmerz und eine Kehle“ an?
Jennifer: Am Anfang gab es schon Leute, die geschrieben haben: Ey, was macht ihr denn für Musik? Aber da haben wir uns gedacht: Leute, ihr kennt uns doch. Wir machen ja immer mal ein paar Dinge anders. Wir wollen nicht immer gleich klingen. Aber ansonsten gibt es gerade auch auf der Tour total viel positive Resonanz.
Immer wenn ihr ein neues Album veröffentlicht oder auf Tour geht gehen eine Menge Promotage miteinher. Oftmals sieht man vor Allem Jennifer in den verschiedenen Talkshows und immer wieder werdet ihr nach euren Tattos gefragt. Dabei seid ihr mittlerweile schon seit sieben Jahren im Geschäft. Nervt euch diese Fragerei nach Namen der Band und Tattoos nicht langsam?
Jennifer: Doch klar, aber was sollen wir machen? Gerade im Fernsehen gibt es einfach viele Leute, die uns nicht kennen und da sind dann die auffälligen Tattoos. Es gibt natürlich viele Menschen, die uns auf die Tattoos reduzieren. Früher hätte ich gesagt: Ne, hab ich keinen Bock drauf auf solche Fragen, aber mittlerweile antworte ich darauf auch, sofern es nicht ganz dumme Fragen sind und es danach auch wieder um die Musik geht.
Mal eine ganz andere Frage. Ihr seid bekannt für eure direkten Texte. Ihr sagt das, was ihr denkt. Was haltet ihr angesichts der aktuellen Lage in Russland davon, dort die Olympischen Winterspiele auszutragen? Stichwort Menschenrechte / Homophobie.
Christoph: Wintersport ist sowieso nicht so unser Ding. Schlimm ist einfach, dass die Medien da alles glattbügeln.
Joe: Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass die Spiele dort stattfinden, sonst würde über die Probleme vielleicht gar nicht berichtet werden. Dadurch werden Menschen auf der ganzen Welt darauf aufmerksam. Ich finde es idiotisch, dass die Politik überhaupt nichts tut. Schade ist es für die Sportler, die seit zehn oder mehr Jahren auf dieses Ereignis hintrainieren und deren Moment wird jetzt durch so eine politische Diskussion überschattet.
Jennifer: Aber vor Ort selber findet da ja auch kein Austausch statt. Aber wenn die Winterspiele da auch nicht wären, dann würde da wahrscheinlich noch nicht einmal der Rest drüber reden.
Zurück zu eurer Musik. Was erwartet ihr heute Abend von Köln?
Christoph: Es wird sicherlich spannend, weil wir in Köln noch nie so groß gespielt haben.
Jennifer: Ja, oder?
Christoph: Ich komme ja hier aus der Ecke und habe in meiner Kindheit viele Bands gesehen. Auch im Palladium. Jetzt selber hier spielen zu können ist natürlich schon eine tolle Sache.
Vielen Dank für das Interview und eine gute Show heute Abend.